Gelbe Blätter bei Palmen -Warum & Was Tun ?
Irgendwann wird jeder Palmenhalter einmal bemerken das Fächer anfangen gelb zu werden, ob gelbe Spitzen oder fortlaufend das gesamte Blatt - und macht sich unter Umständen sorgen- Ist die Palme krank? Hat sie zuviel / zuwenig Wasser? Stehtdie berühmte Wurzelfäule vor der Tür?
Meistens ist es keines dieser Horrorszenarien sondern ein fach nur das:
Gelbe bzw. braune Blattspitzen die NUR an den ältesten Blättern auftreten, sind eine ganz natürliche Erscheinung- lassen Sie sie dran und lassen sie die Palme machen!
Kein Blatt kann ewig leben und gerade eine gesunde Palme treibt es ja in der Wachstumsphase hoch hinaus - sie bildet Neue Triebe oben am Stamm und dafür weichen die ältesten unten am Stamm. Energie - und vor allem Mineralstoffe die die Palme dringend benötigt um neue Blätter zu bilden, werden den alten Blättern unten entzogen und in den Bau höher gelegener Neutriebe 'investiert'
Nur bei einer Palme die onehin schon sehr wenig Wedel hat ist dies ein schlechtes Zeichen. Sind reichlich grüne, feste Wedel und Neutriebe vorhanden, braucht man sich keine Sorgen zu machen, da es ein ganz natürliches Verhalten der Palme, ein ganz natürlicher Zyklus ist.
Wissenschaftlich erklärt: Für das neue Wachstum zieht die Palme schnell verlagerbare Mineralien (Kalium, Magnesium) aus den Altwedeln ab, um sie in die neuen Wedel einzubauen.
Durch Kalium und Magnesiumgaben (vor allem durch Blattdüngung), kann man dieses Verhalten verzögern. Beliebte Palmen Dünger sind Hornspäne, Dungpellets (= alle vollkommen unschädlich und Bio) und Blaukorn (im letzteren Fall jedoch nicht so gut für die Umwelt, inbesondere Gewässer - Teich - Kinder und Tiere) bis hin zu den Spurenelementhaltigen, qualitativ hochwertigeren 'Profi' Düngern von z.B. Osmocote und Floranid, oder das legendäre Supathrive. Mehr zur richtigen Düngung hier
Soll ich die Wedel Abschneiden?
Bitte Koupieren Sie Ihre Palme nicht , das tut in der Natur auch niemand - Schneiden sie die Wedel erst dann ab, wenn sie völlig vertrocknet sind, denn erst dann hat Ihre Trachy sämtliche verwertbare Stoffe aus den Altwedeln abgezogen und kann diese Stoffe nutzen um um so schneller neue Blätter zu bilden..
Mit dem Abschneiden eines jeden Wedels verringert man die Kraftreserven welche die Trachy (auch gerade im Winter) benötigt. Einzige Ausnahme: Frostgeschädigte, oder von Pilzen befallene Blätter - diese müssen baldmöglichst entfernt werden da sich der Pilzbefall sonst verbreitet.
Sollten fast alle Wedel gelb und weich, salopp gesagt 'labberig' sein :
Kann dies ein Zeichen von zuviel Wasser sein - Frage: Ist der Boden durchlässig genug? Kann er gut trocknen? Den Regen in unseren Breitengraden abstellen kann niemand, am besten ist dem mitzuspielen indem man möglichst gute Drainage - das heisst Wasser Ablauf -gewährleistet.
Geben Sie kleine Kiesel, Steinchen, Sand, Tonkügelchen, was auch immer den Boden locker und durchlässig hält weit unter die Palme damit sich nichts staut. Hochbeete sind ideal für alle Exoten da sie nicht nur eine hervorragende Drainage bieten, sondern im Winter auch wesentlich weniger hart dem Bodenfrost ausgesetzt sind.
Zugaben von etwas Lavasplitt, Perlite (im Baumarkt als 'Schüttung' erhältlich), Kokohum, Palmen oder Citruserde bilden einen Untergrund der nicht 'matschig'- sprich klebrig wird und sehr schnell trocknet.- Viele Palmen mögen jedoch keine reine Palmenerde oder Kokohum (diese ist vorranging für Phoenix und Wüstenpalmen konzipiert, aber für den Gebirgsbewohner Trachcarpus nicht ausreichend- bei Princeps sogar schädlich!!)
Wennn es ganz hart kommt mit dem Regen und die Palme ernsthaft anfängt krank auszusehen, kann man sich schnell und günstig einen Regenschutz bauen indem man UV Folie (gibt's per Meter auf Ebay oder im Baumarkt) über PVC (oder Metall oder Holz) Stangen spannt - aber ein gutes Stück über der Palme bitte sie muss noch atmen! - oder ein Tomatenzelt darüber stellt solange es unsere famose Nordeuropäische Dauersintfluten gibt.
Bei jeder Möglichkeit gut lüften, mangelnde Luftzirkulation führt sonst zu Pilzbefall und Fäulniss.
Palmen sollen jedoch nicht wie oft vermutet oder sogar von unerfahrenen Gartencenter Angestellten geraten vollkommen trocken gehalten werden, es sind keine Kakteen bzw Sukkulenten!! Sie brauchen einfach nur ein gutes Zwischending zwischen angemessen feuchter Erde und nicht mit den Füssen im Wasser stehen.
Wenn Sie Ihre Palme im Kübel halten:
Achten Sie darauf das sie genügend Platz um die Füsse hat, die Töpfe in denen sie gekauft und geliefert werden sind grundsätzlich viel zu klein- nicht aus Boshaftigkeit sondern aus praktischen Gründen. Mit dem was ein wirklich ausreichend grosser Kübel für eine 1 Meter und mehr Palme wäre, könnte man sie nicht mehr ohne Spedition verschicken, und niemand will hunderte von Euro für Speditonsversand ausgeben, das heimisch machen ist Ihre Aufgabe als Eltern ;)
Leider sind auch viele im Palmenhandel unterwegs die nicht halten, schulen oder züchten, sondern nur rein im schnellen Tempo umschlagen - das bringt jede Mode Erscheinung so mit sich und kann nur vom Kunden mit den Füssen gewählt werden- Hier ist weder Zeit noch Interesse noch vielleicht Fachwissen vorhanden um die Palmen umzutopfen, sie werden nur kurz zwischengelagert nach langer Reise aus dem fernen Ausland und weitergeschickt- da braucht es winzige Töpfe um möglichst viele in einen Container/ Lastzug etc zu packen und irgendwo in grossen Mengen zu lagern. Es ist an Euch der Pflanze möglichst bald ordentlich Raum zu geben, sei es durch auspflanzen (aber nur wenn sie schon gut angewurzelt war und mindestens seit einem drei viertel Jahr bis Jahr getopft- oder eine grossen Kübel -grundsätzlich aus Ton / Terrakotta nicht Plastik. Ton ist porös und absorbiert wie ein Schwamm, Nässe kan ausdünsten und Luft hinein, damit ist schon das Meiste gewonnen.
Solltet Ihr glasierte Übertoepfe verwenden (niemals direkt hineinpflanzen, die Glasur verhindert das Atmen) sie sind ja auch schön aber, nehmt einen Bohrer und bohrt so viele Löcher wie irgend möglich in den Boden und gebt dann etwas Steine oder Kiesel etc auf den Boden und stellt den Topf darauf, auf die Art und Weise kann das Wasser sofort ablaufen.
Meine Palme hat durchscheinenden Blätter, winzige gelbliche Punkte überall, und leichten weisslichen Belag an den Unterseiten - Was ist das?
Dies sind die klassischen Symptome eines Spinnmilben befalls.
Die kleinen Araciden setzen sich auf der Blattunterseite fest und saugen der Pflanze den Saft ab. Sie sind so klein das man sie selber mit blossem Auge kaum sieht (Gärtner benutzen hierzu ein einfache Lupe wie sie auch Kinder zum Spielen haben), die Netze der Spinnmilben sind jedcoh als wiesslicher Belag leicht sichtbar, während die gelblichen Punkte von den Bisspuren der Tierchen zeugen.
besonders bei Zimmer und Gewächshaushaltung stellen sie sich immer wieder ein (reglmässiges benebeln mit Wasser aus ener Sprühflasche und häufiges Lüften zur Vorbeugung), manche Arten wie Trachycarpus Martianus, teilweise auch Latisectus, die meisten Phoenix Arten , werden immer wieder hartnäckig von Spinnmilben überfallen- da hilft nur der Griff zur Flasche für eine erste Reduzierung der Araziden Trupen: "Spruzit" (in manchen Europäischen Ländern auch' Ecostyle' genannt) von Neudorff hilft sofort mit einer Mischung aus Chrysanthemengift und Leinöl, welches die Trachenen der kleinen Spinnen verstopft und die Blätter mit einer für Spinnmilben ungeniessbaren Ölschicht überzieht (hat auch einen sehr schönen Blattglanz Nebeneffekt!). Danach möglicherweise noch vorhandene Tierchen an den Blattunterseiten gut abduschen, wenn möglich die Pflanze in Freie stellen - (je mehr Regen desto besser, Spinnmilben verragen feuchtes Klima schlecht)
Bei Gewächshaushaltung: Können Sie ganz auf Bio Waffe gehen: Es gibt nichts wirksameres als den Einsatz von sogenannten "Raubmilben" (z.b. bei schneckenprofi.de und anderen Onlinehändlern). Raubmilben nach Erhalt im hermetisch geschlossenen GH freilassen und innerhalb von 24 Stunden ist der letzten Spinnmilbe plus Larve der Garaus gemacht! Im Freiland hat dies leider keinen Zweck da sich die teuren Helfer sofort in alle Winde verstreuen.
Die Schäden sind jedoch vor allem eher optisch als gravierend- obwohl die Spinnmilben der Pflanze ständig Saft und Lebensenergie entziehen, endet der Befall normalerweise nicht mit dem Absterben der Pflanze und sobald die Plage gebannt, ist erholen sich die Pflanzen recht gut.
Gelbe Fächer im Winter?
Wenn die Farbe nicht Quittengelb sondern grünlich gelb changiert, ist dies typisch für Freilandexoten in der Kälte. Solange es nicht furchtbaren Dauerfrost hat, ganz normal, Freilandpalmen sehen meistens etwas uselig aus im Winter, das gibt sich jedoch wenn die Sonne endlich wieder kommt.
Ich mache mir wirklich Sorgen um meine Palme, alle Fächer sehen insgesamt schlecht aus, Neutriebe sind vertrocknet:
Nehmt sie sehr vorsichtig aus dem Topf oder grabt mit Fingern (nicht Spaten) daneben und versucht die Wurzeln zu sehen- sind sie fest und weisslich ist alles ok und gesund, braun und/oder weich und flabberig = Wurzelfäule.
Diese wir meistens durch Befall mit Phytophtora Pilzarten verursacht, und kann, ähnlich wie die Fusarium Welke, für die Pflanze tödlich enden.
Erste Hilfe bei Wurzelfäule:
Entfernt die verrottenden Stellen der Wurzeln vorsichtig - bitte unbedingt darauf achten die Schere nach Gebrauch zu sterilisieren damit sie nicht verbreitet wird!- und gebt etwas Fungizid plus vollkommen neues Substrat (möglichst Palmenerde, Kokohum oder Citruserde welche noch durchlässiger ist) In der Regenerationsphase die Pflanze relativ trocken halten.
Mittel gegen Wurzelfäule: "Aliette" (Phytophoracid , Pulver, ins Giesswasser geben- wirkt wirklich recht gut aus unserer Erfahrung), ebenfalls nützlich: "Universal Pilzmittel M" von Bayer und Chinosol für eventuelle begleitende Herz (Meristem)fäule. Für die Ökologische Krieger: Kollodiales Silber bei Herzfäule. Rescue Remedy von Bachblüten ins Giesswasser bei allen Verlertzungen, schweren Krankheiten, Stresssituationen der Pflanzen (dies allein hilft allerdings NICHT gegen Phytophtora Befall und akute Wurzelfäule, es ist begleitend hilfreich) Orus von Oscorna um den geschädigten Wurzeln zu helfen weiterhin die Pflanze ausreichend zu versorgen und zur Stärkung der Wiederstandskraft.
Nach erfolgreicher Bekämpfung der Wurzelfäule: Bewurzelungsfördernde, die Auxin Bildung anregende Hormonmittel wie Indol-3-Essigsäure (IES), z.B. enthalten im beliebten Superthrive -
Die Blätter oder Triebe (Äste) meiner Pflanze werden trotz ausreichender Bewässerung immer trockener bis sie schliesslich zerbröseln und abfallen, die Trockenheit breitet sich von den Blattspitzen aus:
Hier handelt es sich unter Umständen um die gefürchtete Fusariumwelke (besonders bei Obstbäumen, Weiden, Tomatengewächsen aber auch Exoten verheerend) Wurzelfäule oder mangelnde Bewurzelung ('bareroo't import) können jedoch ebenfalls eine Rolle spielen. Für eine bessere Diagnose oben beschriebene Wurzeluntersuchung vornehmen, Sie können mir auch gerne Bilder schicken und ich versuche soweit dies möglich ist virtuell nachzusehen.
Pilzkrankheiten können vor allem geschädigte, verletzte Pflanzenteile befallen (z.B. nach langem Transport wie Import, Frostschäden /erfrorene Pflanzenzellen werden immer von Pilzen befallen, andere Verletzungen, Nährstoffmangel - hierzu siehe 'Düngung'
)
Wissenschaftlich gesehen passiert folgendes:
Im einfachsten Fall dringen auskeimende Sporen oder Pilzhyphen durch Wundstellen der Abschlußgewebe oder deren Auflagen (es genügt meist schon eine eingerissene Kutikula), oder durch offene Stomata in pflanzliche Gewebe ein. Einige Spezialisten, z.B. Fusicoccum amygdali, sezernieren ein Terpenoid (Fusicoccin), das den Kalium-Influx in Stomatazellen erhöht und damit eine permanente Stomataöffnung induziert. Die Folge ist ein starker Wasserverlust der Pflanze, an dem sie letztlich zugrunde geht. Fusicoccin wird daher als ein Welketoxin bezeichnet.
Erste Hilfe: Universal Pilzfrei M von Bayer oder ähnliche , inbesondere auch auf Fusarium wirkende Breitbandfungizide.( Gegebenenfalls zeitgleich Behandlung mit Universal Pilzfrei und Chinosol. ) Blätter zu Anfang 2 x im Abstand von 2 Tagen einsprühen (Stossbehandlung), danach Wiederholung im wöchentlichen Abstand. Kleine Mengen der Pilzfrei Lösung ins Giesswasser oder überschüssige, an den besprühten Blättern ablaufende Lösung die ins Erdreich gelangt, werden von der Pflanze aufgenommen und bewirken eine Verbreitung im gesamten Gewebe, was den Effekt fördert. Auch vorbeugende Behandlungen sind möglich.
Unbedingt alle befallenen Teile grosszügig entfernen und möglichst verbrennen (sonst in hermetisch geschlossenen Plastikbeuteln entsorgen) Alle Werkzeuge sehr sorgfältig mit Pilzmittel sterilisieren da der Pilz sonst auf sämtliche anderen Pflanzen übertragen wird- sehr resistent! Bei frei ausgepflanzten Bäumen im Fall von Absterben vollständig roden, verbrennen oder sicher entsorgen, an diese Stelle in den nächsten Jahren besser nichts pflanzen.
Meine Palme hat breite weisse 'Zebrastreifen' auf den Blättern :
Horizontale, creme weisse Streifen sind ein eindeutiges Zeichen von Überdüngung, jedoch ungefährlich. Stark wässern, eventuell Zugabe von Algenpräparaten (Mehr hierzu im Artikel Düngung)
Notfalls das Substrat wechseln.
Meine Palme hat viele kurze, kleine, vertikale und helle (weisslich/beige) Streifen auf den Blättern:
Dies kann Symptom eines Virusbefalles sein. Vorscihtshalber von den anderen Pflanzen getrennt plazieren, Wiederstandskraft durch gute Düngung, Algenmittel stärken, abwarten. Erfahrungsgemäss kann die Pflanze nach einer Weile den Virus überwinden.
Eure Palme hat jede Menge im petto um sich selbst zu heilen, das haben sie so seit tausenden von Jahren in der Natur entwickelt -und die ist auch nicht gerade sanft mit ihnen umgegangen im Chinesischen Hochgebirge, auf Felsvorsprüngen oder in der Wüste, keine Panik:)
Mehr Symptome und Tips in: Winterschutz
(Dieser Text wurde, basierend auf eigenen Erfahrungen und unzähligen intensiven Gesprächen mit ausgebildeten Gärtnern und Botanikern speziell für Anima Artis Garden geschrieben und ist sowohl in seiner Gänze als auszugsweise urheberrechtlich geschützt .Copyright 2008 Sibél Borner. Weiterverwendung und Veröffentlichungen -Gerne, jedoch grundsätzlich nur mit voller Quellenangabe und Link.